CHRISTUSGEMEINDE WESTHOFEN

Unsere Geschichte

Es ist schon erstaunlich, wie Gott Menschen befähigt und Umstände schafft, sodass Gemeinde an ganz verschiedenen Orten in der Welt entsteht, damit Menschen unter Gottes Segen seine Liebe weitergeben können. 
Die Geschichte der Westhofener Christusgemeinde fing ganz unspektakulär mit einem Mädchen an…

Begonnen hat die Arbeit der Christusgemeinde um das Jahr 1910 mit Johanna der jungen Tochter des Weingutbesitzers Huxel. Sie kam zur hauswirtschaftlichen Ausbildung nach Neuwied in eine Brüdergemeinde. Dort lernte sie den Pietismus und mit ihm eine Form gelebten Glaubens kennen, die sie faszinierte. Zurück in Westhofen suchte sie Menschen, die das neu Entdeckte mit ihr teilen konnten.

Sie fand in Westhofen die Diakonisse Schwester Anna Scheithauer aus dem Diakonissenhaus Vandsburg (Ostpreußen) und Margarethe Groebe. Obwohl die Diakonisse für Krankenpflege im Ort angestellt war, kümmerte sie sich in ihrer freien Zeit auch um junge Mädchen. Ein fester Kreis von fünf Mädchen entstand. Durch manchen Gegenwind wurde dieser Kreis gefestigt und wuchs. Besonders wichtig wurde Karl Groebe, der spätere Mann von Johanna Huxel. Die erste Bleibe fand die entstehende Gemeinschaft bei Karl Groebe in der Ohliggasse. Später gingen sie in den „Spionskopf‘, einem Gasthaus am Marktplatz in Westhofen, der dem Vater Huxel gehörte. In dieser Zeit fand auch die Gründung der Gemeinschaft am 1. Mai 1922 statt. Unter dem Namen „Landeskirchliche Gemeinschaft Westhofen e.V.“ wurde sie im Amtsgericht in Osthofen eingetragen. Interessant sind einige Passagen aus der Satzung. Dort heißt es: „Zweck des Vereins: Der Verein hat den Zweck, durch Pflege schriftlicher (d.h. auf Grundlage der Bibel) Gemeinschaft auf dem Boden der evangelisch- lutherischen Landeskirche die Ausbreitung des Reiches Gottes zu fördern und auf dem Boden schriftlicher Liebestätigkeit nach Maßgabe seiner Mittel die Not der Armen zu lindern ohne Unterschied der Konfession und der Partei, Kranken Hilfeleistung zu gewähren, sich der schulpflichtigen und der schulentlassenen Jugend nach Kräften in ihrer inneren und äußeren Entwicklung anzunehmen, damit ihr Leben von vorneherein in geordnete, solide Bahnen kommt. Im übrigen sieht der Verein überhaupt seine Aufgabe in Hilfeleistungen jeglicher Art und an jedem, soweit ihm dies nach Maßgabe der ihm zur Verfügung stehenden Mittel und unter dem Gesichtspunkt der Wortes Gottes möglich ist.“

Das Haus in der Seegasse

Nach einiger Zeit war es im „Spionskopf“ einfach zu laut für die Versammlungen. Außerdem kam ein Mitarbeiter des Deutschen Gemeinschafts Diakonieverbandes, Herr Böcking, zur Beratung der jungen Leute nach Westhofen. Auf der Suche nach einer geeigneten Bleibe stießen sie auf einen abgebrannten Hof in der Seegasse 14. Keiner, außer dem Berater, war von der Idee angetan, dieses Grundstück zu kaufen. Trotzdem setzte sich Herr Böcking durch. Als das Grundstück gekauft war, stellte sich zur Verwunderung aller heraus, dass es eine Brandversicherung für diesen Hof gab, die noch einige Tage galt. So gab es noch eine kräftige Finanzspritze der Brandkasse zum Wiederaufbau des Hauses. Im Protokoll der Mitgliederversammlung der jungen Gemeinschaft notierte Johanna Groebe geb.Huxel: „Am 15. Juli 1926 nachmittags um 1:00 Uhr wurde hier in Westhofen der Grundstein gelegt zu einem Gemeinschaftshaus. Wir sind sehr dankbar, dass Gott der Herr die Wege bahnt und den Plan in die Herzen gegeben hat und sich hier in Westhofen ein Denkmal seiner Gnade aufrichtet. Möge der Herr seinen Segen zu dem Bau geben und vor allem Unglück bewahren.“

Schon am 25. Januar 1927 fand die erste Versammlung im neuen Haus statt. Drei Wochen später zog die Diakonisse Alma Michel in das neue Haus ein. Am 11. September 1927 wurde das Haus schließlich feierlich eingeweiht. 1955 renovierte man den Saal. Ein neuer Ofen kam ins Haus, ein großes Podium wurde gebaut. In den folgenden Jahren wurde stückweise immer wieder etwas anderes erneuert. Seit dem Sommer 1978 wohnte im ersten Stock der Prediger.

Die Gemeinschaftsarbeit

Neben den Gemeinschaftsstunden, deren erste am 12. Juli 1923 stattfand, lag den Gründern besonders die soziale Tätigkeit am Herzen. Im Protokoll vom 1. November 1923 heißt es: „Besprochen wurde … dass wir in diesem Jahr eine Armenbescherung machen wollen und zu den Bauersleuten am Orte gehen und um Gaben, das heißt um Lebensmittel bitten wollen und an Arme, egal welcher Konfession, verteilen. Dieser Vorschlag wurde einstimmig angenommen.“ Diese Armenbescherungen wurden jährlich mit großem Erfolg durchgeführt. In der ersten Zeit gab es Jugendstunden, Kinderbund, Familienabende mit eher sozialem Charakter, einen „Gesangschor“, Nähstunden, Sonntagsschule, Bibelkurse. Zweimal im Jahr wurde eine allgemeine Geburtstagsfeier abgehalten. 1926 begann die Arbeit mit Verteilschriften aus Marburg. Aufgrund der Wirren des zweiten Weltkrieges mußte die Diakonisse zurück ins Mutterhaus nach Lachen/Speyerdorf. Die Gemeinschaft wurde von der Landeskirchlichen Gemeinschaft in Worms „Tabea“ mitbetreut. Die Kontakte nach Worms waren die gesamte Zeit über sehr intensiv. Erst im Januar 1961 wurde wieder eine Schwesternstation eingerichtet. Die Schwester wohnte im Haus in der Seegasse. Mit Gerhard Baumann und seiner Familie zog im Sommer 1978 der erste Prediger in das Haus ein. Ihm folgte Georg Coppes mit seiner Familie.

Die Jahre 1996 – 1998 waren von Veränderungen geprägt. Das Gemeindehaus wurde umgebaut. Es entstanden Jugendräume, eine Küche und das Foyer. Gerson Wehrheim wurde Gemeinschaftspastor und die Gemeinde nannte sich um in „Christusgemeinde Westhofen“. Damals gehörten 50 Mitglieder zur Christusgemeinde. Sonntags trafen sich etwa 60 Personen zum Gottesdienst und Kindergottesdienst. 2016 endete der Dienst von Gerson Wehrheim nach 20 gesegneten Jahren. Gerson nahm eine Stelle in Lachen an und zog mit seiner Familie um. Die Christusgemeinde musste sich neu organisieren und orientieren und eine wechselhafte Zeit brach an. Man stellte einen jungen Pastor, Fernando Walker, im September 2017 ein. Während seiner Wirkungszeit in Westhofen konnte er seine theologische Ausbildung beenden. 2019 endete sein Dienst und nach kurzer Zeit fand sich ein neuer junger Pastor. Christopher Rühl zog mit seiner Frau im gleichen Jahr in die Wohnung über den Gemeinderäumen. In seiner Zeit konnte die Gemeinde endlich nach vielen Jahren der Suche in Westhofen am Nickelgarten ein Grundstück erwerben und sie befasste sich eingehend mit einem Neubau. Mit dem Beginn der ausbrechenden Corona-Pandemie im Jahr 2020 veränderte sich die Situation drastisch. Über viele Monate konnte kein Gottesdienst im Gemeindehaus mehr stattfinden und etliche Gruppen-Veranstaltungen fanden erst einmal ein jähes Ende. Christopher Rühl nahm die digitalen Herausforderungen mit einem Team an, sodass Online-Gottesdienste und virtuelle Andachten die Menschen daheim erreichen konnten. Nur die Kindergruppen trafen sich weiterhin im freien Gelände und eine Online-Frauengruppe entstand, die bis heute stattfindet. Nachdem bei Rühls ein erstes Kind angekommen war, orientierte sich die junge Familie anderweitig und Christopher Rühl beendete seinen Dienst in Westhofen im Jahr 2021. Da nun die aufstrebende Kinder-Gruppen-Arbeit etliche Mitarbeiter verlor, entschied sich die Gemeinde, eine Stelle für eine/n Kinderreferenten/in auszuschreiben. Nach vielen flehenden Gebeten fand sich auf erstaunliche Weise eine Familie, die nach Westhofen umzog, um den Dienst für Kinder zu unterstützen. Außerdem fanden sich neben eigenen Gemeindemitarbeitern noch zwei junge Christen aus Osthofen, die die Gruppenstunden mit vorbereiten und durchführen. Die Kinder und jungen Leute sind begeistert! 

Im Jahr 2022 – 100 Jahre nach der Gründung – schauten wir in einem Festtag zurück:  Ja, die Gemeinde hat viel Segen erlebt und etliche Herausforderungen mit Gottes Hilfe und Beistand gemeistert. Gott sei Lob und Dank! Die Besucherzahl hatte sich nach dem Corona-Showdown in den nun wieder stattfindenden Gottesdiensten halbiert, wir durchliefen einen Beratungs- und Orientierungsprozess und hoffen und beten, dass Gott uns Weisheit, Mut und Kraft gibt, das Richtige zur rechten Zeit anzustoßen und umzusetzen. 

Lasst uns feiern – weil wir einen Gott haben, der Gemeinde liebt und möchte, dass das aktuell immer noch relevante Evangelium viele Menschen erreicht.

Lasst uns feiern – weil wir mit Jesus einen Herrn und Retter haben, der über allen Herrschern und Weisen in dieser Welt, über Gut und Böse regiert.

Lasst uns feiern – weil wir mit Gottes Hilfe zuversichtlich in die Zukunft gehen können.

Festgottesdienst zum 100-jährigen Bestehen in der Ruine im Park

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